Mit bis zum Hals klopfendem Herzen und der merkwürdigen
Alptraummusik, die rauschendes Blut in den Ohren erzeugt, wachte sie mitten in
der Nacht auf. Die fünfte Nacht in Folge und jedes Mal derselbe,
furchterregende Traum.
Sie stand in einem weiß gekachelten Raum, nur mit einem
Operationshemd bekleidet. Sie fror erbärmlich und hatte furchtbare Angst. Das
Schlimmste war, dass sie sich dabei auch noch ansehen konnte, denn ihr
gegenüber befand sich ein Spiegel. So einer, den sie auch immer in diesen
Filmen hatten, wenn Leute verhört wurden. Sie glaubte beinahe, die Menschen
hinter dem Spiegel sehen zu können, aber es waren nur Schatten ihrer eigenen
Angst.
Am Handgelenk trug sie ein blaues Plastikband, ein Name,
den sie nie wirklich lesen konnte, stand darauf. Daneben eine Nummer und
merkwürdige Zeichen. Sobald sie versuchte genauer hinzusehen, verschwamm die
Schrift vor ihren Augen. Und immer wenn sie erwachte, konnte sie sich nur noch
an die Farbe des Bandes erinnern. Blau. Oder doch grau?
Grelles Licht leuchtete sie von allen Seiten an, wie
Scheinwerfer auf einer Bühne, es gab keine Schatten, keinen Ort, an dem sie
sich hätte verstecken können und keine Möglichkeit sich auszuruhen, denn das
grelle Licht drang durch ihre geschlossenen Augenlieder und hielt sie wach.
Sie schrie sich die Lunge kaputt, schlug gegen das Glas
des Spiegels, aber es nützte nichts. Niemand kam, stundenlang, oder vielleicht
auch tagelang, war sie in diesem Raum gefangen. Ihr Zeitgefühl war schon lange
verschwunden.
Es gab keine Tür, sie konnte jedenfalls niemals eine
finden. Irgendwann muss sie aber dort raus gekommen sein, denn es gab immer
einen Szenenwechsel.
Sie lag plötzlich auf einem kalten Metalltisch, als wäre
sie tot und müsste noch obduziert werden. Aber sie lebte und die Menschen, die
sich über sie beugten schienen das auch zu wissen, denn sie war mit Händen und
Füßen an den Tisch gefesselt.
Immer und immer wieder träumte sie, wie sie mit Nadeln
traktiert, wie Proben von ihr entnommen wurden. Sie wurde mit Skalpellen
verletzt und dann beobachtet. Ihre Schreie interessierten nicht, sie starrten
immer nur auf die Wunden.
Irgendwann sah sie selbst hin, als ihr Arm zum
wiederholten Mal aufgeschnitten wurde. Der Traum dämpfte den Schmerz auf ein
erträgliches Niveau, doch sie hörte sich selbst furchtbar gequält schreien.
Die Wunde lag klaffend und tief vor ihnen offen. Sie
schienen auf etwas zu warten und dann sah Liz es. Die Wunde begann sich von
selbst zu schließen. Die Ränder begannen weiß zu leuchten, ein heller Schmerz
brannte in ihrem Arm. Plötzlich zog sich die Haut samt Muskeln zusammen und
verschlossen die Wunde wieder. Ganz ohne eine Narbe zu hinterlassen. Nichts war
mehr zu sehen.
Und immer wachte sie auf, wenn eine der Personen sagte,
dass sie sie töten würden um zu sehen, ob sie wieder aufwachen würde. Sie
setzten das Messer an ihren Hals, sie spürte den ersten glühenden Schmerz und
lag dann schweißgebadet in ihrem Bett.
Schwer atmend setzte sie sich in ihrem Bett halb auf und
starrte in die Dunkelheit um sich herum. Schwaches Mondlicht drang durch den
kleinen Spalt, den die Fensterabdeckung offen ließ.
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